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Entwicklung


Die Gottesanbeterinnen sind hemimetabol, d.h. sie durchlaufen kein Puppenstadium, sondern nähern sich der Gestalt der Imago von Häutung zu Häutung an. Man spricht auch von "unvollkommener Metamorphose", im Gegensatz zu den holometabolen Insekten wie Dipteren oder Lepidopteren, die ein Puppenstadium durchlaufen. Flügel sind bei allen Insekten erst im Imaginalstadium vorhanden, vorher nur als "Flügelansätze" oder "Flügeltaschen" sichtbar. Am Vorhandensein der Flügel kann also bei nahezu allen Gottesanbeterinnen (bzw. Insekten) das Adultstadium festgestellt werden. Einige Arten reduzieren allerdings ihre Flügel als Imago, so z.B. die Weibchen von Didymocorypha lanceolata.

Die Eier werden vom Weibchen in Form einer Oothek gelegt. Eine Oothek ist ein Eigelege, welches aus vielen, in Extremfällen hunderten von Eiern besteht, die mit einem schützenden, aushärtenden Schaumsekret überzogen werden. In diesem Gebilde entwickeln sich die Embryonen, bis sie schlüpfen. Dabei hüllen sie sich zunächst in eine unsegmentierte Embryonalcuticula, die das Ausbrechen aus der Oothek erleichtert. Nach Durchbrechen der Oothekenwand häutet sich die Prälarve einmal und bleibt zum Aushärten an langen dünnen Fäden an der Oothek hängen (das sind die Cerci). Nun ist die junge Gottesanbeterin im ersten Larvalstadium (so meist bezeichnet, bei Ehrmann zweites Larvalstadium). Die übliche, in der Zucht gebräuchliche Zählung der Larvenstadien ist folgendermaßen definiert:
Schlupf als Prälarve, nach erster Häutung (bei Schlupf aus Embryonalcuticula) im 1. Larvenstadium (L1), nach zweiter Häutung im 2. Larvenstadium (L2) usw. Das Stadium vor der Imaginalhäutung wird auch als Subadultstadium bezeichnet, während das Imaginalstadium gleichzusetzen ist mit dem Adultstadium. Die adulte Gottesanbeterin wird demnach als Imago bezeichnet.

Wie bereits erwähnt, ähneln hemimetabole Insektenlarven den Imagines schon relativ stark. Trotzdem entwickeln sich einige Merkmale wie z.B. lobenartige Anhängsel und die Form des Pronotums erst von Häutung zu Häutung. Auch die Färbung der Jungtiere kann sich während ihres Wachstums noch stark verändern, was oft mit deren Tarnung bzw. den Bedingungen in ihrem Biotop zusammenhängt. So haben Larven von Idolomantis diabolica im ersten Larvalstadium eine schwarze Färbung. Nach ein bis zwei Häutungen färben sie sich in das typische hellbraun um, wobei sie im zweiten Larvenstadium noch rosa-violett schimmern. Mit dem Erreichen des Imaginalstadiums nehmen die Tiere eine grüne Farbe an. Es kann vermutet werden, dass dies mit dem Wechsel von Trocken- und Regenzeit in ihrem Habitat zusammenhängt. Als Savannenbewohner wächst Idolomantis diabolica während der Trockenzeit auf, um sich dann mit Einsetzen der Regenzeit ins Adultstadium zu häuten. Gemäß dem Ergrünen der Natur in der Regenzeit verändert sich auch die Farbe der Gottesanbeterin von hellbraun zu grün.

A. Weide