. .

Babycurus jacksoni (Pocock, 1890)


Subadultes Weibchen

Herkunft und Vorkommen

Babycurus jacksoni ist in Ost- bis Mittelafrika heimisch und wurde in Tansania, Kenia, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo nachgewiesen (Kovařík, 2000).

Äußere Merkmale und Sexualdimorphismus

Babycurus jacksoni zählt mit einer Körperlänge von 6 bis 9 cm zu den mittelgroßen Skorpionen (Kovařík, 2000), Tiere aus Nachzuchten bleiben aber meist eher im unteren Bereich dieses Spektrums. Er ist von rot-oranger Grundfärbung, die mit zunehmendem Instar bis zum adulten Tier immer mehr in ein Rostbraun übergeht. Sämtliche Segmente der Extremitäten inklusive der Pedipalpensegmente weisen zentrale dunkle Braunfärbungen auf. Tibia und Tarsus der Pedipalpen sind ebenfalls dunkelbraun. Ebenso ist die Maske des Carapax von den Medianaugen bis zu den Chelizeren dunkel eingefärbt. Über die Tergiten erstrecken sich symmetrisch 3 dunkelbraune Streifen, deren Ränder in ein helleres Gelb-Orange eingefasst sind. Das Metasoma ist ventral braun eingefärbt, besitzt dorsal allerdings die Grundfärbung. Sämtliche von der Grundfärbung unterschiedlichen Färbungen schwächen sich mit zunehmendem Instar ab bis der Skorpion adult fast schon einfarbig erscheint.

Bei diesem Jungtier im vierten Instar sind die Braunfärbungen noch gut erkennbar

Babycurus jacksoni verfügt über einen subakulearen Stachel, also über eine sehr ausgeprägte Granule auf dem Telson über dem eigentlichen Aculeus.
Auf Grund seines Aussehens wird Babycurus jacksoni immer wieder mit Odonturus dentatus verwechselt. Eine Unterscheidung kann dabei durch einen genaueren Blick auf das dritte Laufbeinpaar vorgenommen werden. Sind Tibiasporne (Ein kleiner, spornartiger Auswuchs zwischen Tibia und Patella) vorhanden, handelt es sich um Odonturus dentatus, sonst um Babycurus jacksoni.

Das Geschlecht von Babycurus jacksoni lässt sich nicht durch Zählen von Kammzähnen bestimmen, da beide Geschlechter zwischen 18 und 24 Kammzähne besitzen (Kovařík, 2000). Morphologisch unterscheiden sich juvenile Tiere leider nicht, was eine Bestimmung juveniler Tiere schwer macht. Einzig über die genitalen Papillae ist eine Bestimmuing möglich.
Adulte Tiere weisen je nach Geschlecht eindeutige morphologische Unterschiede auf, die Mani der Männchen sind nach der Adulthäutung deutlich bulböser als die der Weibchen, auch werden die Weibchen etwas stämmiger (was jedoch nicht immer eindeutig ist, sicher ist die Bestimmung über die Chelae). Zwischen den Granulierungsreihen der Metasomasagmente III - V befinden sich besonders bei Männchen ausgeprägte Granulierungen (Kovařík, 2000). Die Tiere hieran zu bestimmen ist aber nicht zu einfach, besonders ohne Referenz.

Die bulbösen Chalae des Männchens sind klar sichtbar

Sexualdimorphismus der Metasoma-Granulation. Männchen rechts, Weibchen links

Verhalten

Babycurus jacksoni ist eine durchaus ruhige und wenig störanfällige Skorpionart, die selten aggressiv reagiert. Werden die Tiere gestört, so ziehen sie sich meist nur langsam zurück und bewegen sich nur dann schnell, wenn es sich um eine heftige Störung handelt (z.B. beim Versuch des Zupackens mit der Pinzette). In solch einem Fall sind sie aber schnelle Renner, worauf geachten werden muss. Teilweise legen die Tiere jedoch ein für Skorpione relativ ungewohntes Verhalten an den Tag, sie stellen sich tot. Dies gepaart mit ihrer Schnelligkeit macht sie allerdings schwer berechenbar, was sie für Anfänger nur bedingt tauglich macht. Einem verantwortungsbewussten Anfänger würde ich von Babycurus jacksoni aber dennoch nicht komplett abraten.

Gegenüber Artgenossen verhält sich Babycurus jacksoni sozial und kann daher auch in größeren Gruppen gehalten werden. Ausfälle durch Kannibalismus beschränkten sich bei mir ausnahmslos auf Tiere bei der Häutung, auch wenn andere Halter durchaus auch von Ausfällen anderer Natur berichteten - diese habe ich nie beobachten können. Die Tiere neigen zu Aggregation und teilen sich ihre Verstecke, sitzen dabei sogar teilweise aufeinander. Das Aggressionspotenzial gegenüber Artgenossen ist wenig ausgeprägt.

Haltungsbedingungen

Entsprechend dem Habitat sollte Babycurus jacksoni bei Tagestemperaturen zwischen 25 und 28 °C gehalten werden, Nachtabsenkungen auf Zimmertemperatur sind ausreichend, auch wenn in den Habitaten die Nachttemperaturen teilweise deutlich niedriger ausfallen. Auch wenn Babycurus jacksoni Trockenheit gut verträgt sollte er im besten Fall bei 60 bis 80 % relativer Luftfeuchtigkeit gehalten werden. Teile des Beckens sind dazu stetig feucht zu halten. Bezogen auf die Haltungsparameter sind die Tiere allerdings wenig anfällig. Ich halte sie tendenziell eher zu feucht und konnt keine negativen Auswirkungen geobachten. Gerade wenn man die Tiere für einige Zeit alleine lassen muss, kann man es getrost sehr feucht machen, damit sich die Feuchtigkeit über viele Tage hält.

Für ein Einzeltier reicht eine Grundfläche von 30x20 cm² aus, auf 50x40 cm² können bei entsprechender Einrichtung auch ohne Probleme 6 bis 8 Tiere gehalten werden. Babycurus jacksoni ist kein Gräber, eine Substrathöhe von 5 cm ist für ein adultes Tier also mehr als ausreichend, der Substrattyp spielt eine untergeordnete Rolle (Erde, Humus und ähnliches können verwendet werden). Als Versteckmöglichkeiten können zahlreiche Rindensücke und Wurzeln angeboten werden, unter diesen werden höchstens flache Mulden angelegt, die dann unter Umständen auch von mehreren Tieren bezogen werden. Auch die Zwischenräume der Rinde werden als Verstecke genutzt. Ich konnte bei Babycurus jacksoni keinen allzu ausgeprägten Klettersinn beobachten, weswegen ich größtenteils horizontale Rindenstücke anbiete, diese werden auch bestens angenommen. Nichstdestotrotz schaden vertikale Klettermöglichkeiten natürlich nicht.
Eine Trinkschale ist bei ausreichend feuchter Haltung nicht nötig, ich konnte die Tiere nur äußerst selten beim Trinken beobachten.
Babycurus jacksoni lässt sich problemlos mit den üblichen Futtertieren füttern. Bei adulten Tieren ist eine Fütterung alle 2 Wochen absolut ausreichend, auch bei Gruppenhaltung hatte ich keine Ausfälle bei diesen Fütterungsfrequenzen zu verzeichnen.

Nachzucht und Aufzucht

Babycurus jacksoni lässt sich problemlos nachziehen und ist dementsprechend auch sehr gut als Nachzucht zu beschaffen. Nach erfolgreicher Paarung trägt das Weibchen teilweise nur 3 Monate und wirft dann bei guten Haltungsbedingungen zwischen 25 und 35 Jungtiere. Die Werte stammen aus meiner Haltung unter den oben genannten Bedingungen. Diese Art ist außerdem zu Amphigonia Retardata befähigt, die Weibchen können also nach einmaliger Paarung Samen einspeichern und ohne weitere Verpaarungen mehrmals werfen. Es sind dabei aber zunehmend kleinerwerdende Wurfgrößen zu erwarten. Dies ist besonders bei Gruppenhaltung zu beachten, da selbst nach Entfernung der Männchen dann noch unter Umständen nicht ganz unbeträchtliche Jungtiermengen zu stande kommen können.

Mutter mit Jungtieren im Instar 1 und 2

Die Jungtiere bleiben ab Geburt ca. eineinhalb Wochen auf dem Rücken der Mutter und sind danach bereits geschickte Jäger, die auch vor größerer Beute nicht zurückschrecken. Sie können daher im Instar 2 schon problemlos mit kleinen Grillen gefüttert werden. Die Jungen wachsen unter den genannten Haltungsbedingungen gut heran und können je nach Platz auch in Gruppen aufgezogen werden. Dabei ist dann allerdings mit vereinzelnten Ausfällen während Häutungen zu rechnen. Ich habe immer auf diese Methode zurückgegriffen und ab Instar 2 auf Grund der Neigung zu Aggregation bis zu 30 Jungtiere in einer doppelten Heimchendose untergebracht (mit zunehmendem Instar wurden die Stückzahlen pro Dose dann natürlich verringert). Bei 2 Fütterungen pro Woche hielten sich kannibalistische Ausfälle in Grenzen (insgesamt ca. 10 %), wer jedoch auf jedes Jungtier angewiesen ist, sollte eine Einzelaufzucht vorziehen.
Die Männchen sind im 5. oder 6. Instat adult, was sich deutlich durch die bulbösen Mani zeigt, die Weibchen erreichen die Geschlechtsreife im 6. Instar. In etwas über einem Jahr ist Babycurus jacksoni von Geburt bis Geschlechtsreife zu ziehen.
Interessanter Weise hatte ich unter den Tieren, die ich bis zur Geschlechtsreife großgezogen habe, fast ausschließlich nur Weibchen. Der Grund ist mir nicht bekannt, es lässt sich aber vermuten, dass die wenigen kannibalisierten Jungtiere vorehmlich männlich waren.

Quellenangaben

Kovařík, F. (2000). Revision of Babycurus with desciption of three new species (Scorpiones: Buthidae). Acta Soc. Zool. Bohem., 64, 235 - 265.

F. Schmitz, verfasst 2011