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Parabuthus villosus "schwarze Farbmorphe" (Simon, 1888)


1.0 P. villosus "schwarze Farbmorphe"

Herkunft und Vorkommen

Parabuthus villosus kommt in Namibia und Südafrika vor. Er besiedelt felsige Gebiete, wo der Bodengrund sehr lehmhaltig bzw. sandig ist. Dort legt er Wohnröhren unter Steinen oder Felsen an (PRENDINI 2004).

Habitatbild - zur Verfügung gestellt von Giorgio Molisani.

Äußere Merkmale & Geschlechtsunterschiede

1.1 P.villosus "schwarze Farbmorphe" beim Paarungstanz. Deutlich ist der massivere Körperbau des Weibchens (rechts) zu erkennen

Parabuthus villosus gehören zu den größten Buthiden, sie sollen Gesamtlängen von bis zu 18cm erreichen können, wobei um die 14-16cm eine realistischere Größenangabe sind.
Die Weibchen sind im Normalfall deutlich größer als Männchen, außerdem sind sie breiter gebaut.
Die Chelae sind schmal, das Metasoma hingegen dick und dazu stark granuliert.
Die schwarze Farbmorphe von P. villosus zeichnet sich durch ein komplett schwarzes Exoskelett aus, lediglich die Chelae (Scherenhände) weisen einen rötlichen Farbstich auf. Die Pleuralmembran ist samtig grau gefärbt und der komplette Körper ist mit kupferfarbenen Haaren übersät, vor allem Metasoma und Telson sind meist stark behaart. Der Grad der Behaarung kann jedoch je nach Herkunftsgebiet variieren, so dass es durchaus stärker und schwächer behaarte Tiere dieser Spezies gibt.
Wie bei fast allen Parabuthus spp. sind auch bei P. villosus die ersten zwei Metasoma-Segmente auf der Innenseite Schleifpapier-ähnlich granuliert (LEEMING 2003) . Wenn der Skorpion sich bedroht fühlt und/oder stark gereizt ist, kann er, indem er mit dem Aculeus (Giftstachel) darüberfährt, scharf knackende Geräusche erzeugen. Dieses Stridulieren ist ein eindeutiges Warnsignal, meist rennt das Tier dabei wild herum und hört erst auf, wenn es sich in einem Versteck verkrochen hat und sich wieder sicher fühlt.
Aufgrund der ähnlichen Färbung wird die schwarze Farbmorphe von P. villosus ab und zu mit Parabuthus transvaalicus verwechselt, dieser Irrtum lässt sich jedoch einfach erkennen: P. transvaalicus besitzt weiß-gelbliche Kammorgane, während die von der Parabuthus villosus-Farbmorphe komplett schwarz sind.

Geschlechtsdimorphismus, hier beispielhaft anhand von Parabuthus pallidus. Links ein weiblicher P. pallidus mit gut sichtbaren PML, der Bock recht hat keine PML.

Bei adulten Tieren lassen sich die Geschlechter recht einfach auseinanderhalten. Zum einen durch den bereits erwähnten Größenunterschied und den massigeren Körperbau der Weibchen, zum anderen besitzen adulte männliche Tiere eine verbreiterte Manus, so dass ihre Chelae wesentlich bulliger wirken.
Auch bei nicht adulten Tieren kann man das Geschlecht bereits unterscheiden. Bei Parabuthus villosus sollte man sich allerdings nicht auf die Anzahl der Pectine (Kammzähne) verlassen, da sich die hierzu angegebenen Zahlen je nach Quelle unterscheiden.
Auf diese, bei P. villosus unsichere Art der Geschlechtsbestimmung ist man aber nicht angewiesen.
Wie die meisten Parabuthus spp. zeichnen sich auch die Weibchen von P. villosus durch eine sogenannte proximale mediane Lammele aus, eine deutlich verpößerte Lamelle direkt am Ansatz der Kammorgane.

Haltungsbedingungen

Mein Terrarium (60x40x40cm) vor dem Einzug der Tiere.

In seiner natürlichen Umgebung lebt Parabuthus villosus in sehr heißen, trockenen Gebieten, wo dennoch manchmal durch morgendliche Nebelbildung eine erhöhte Luftfeuchtigkeit vorkommt. Außerdem legt er Wohnröhren an, um hohen Temperaturen zu entgehen und Schutz zu finden.
Diese Lebensumstände müssen nun im Terrarium bestmöglich nachgestellt werden. Auch die Terrariengröße muss dem Tier angepasst werden. Bei der schwarzen Farbmorphe von P. villosus handelt es sich um einen recht großen, aktiven Skorpion.
Für ein Einzeltier sollten die Maße des Terrariums 30x30x30cm (lxbxh) nicht unterschreiten, bei einer Paarhaltung sollten mindestens 60x40x40cm geboten werden.
Wenn man ein Pärchen dieser Art halten will, sollte man folgende Punkte beachten: es sollten genügend Verstecke und Ausweichmöglichkeiten vorhanden sein, am besten mehr als Skorpione vorhanden sind. Während bei den anderen Morphen von P. villosus Gruppen mit mehreren Männchen machbar sind, ist dies bei der schwarzen Farbmorphe nicht zu empfehlen. Gleichgeschlechtliche Tiere sind nicht miteinander verträglich, seien es weibliche oder männliche Exemplare.
Wie immer in der Gruppenhaltung gibt es auch bei P. villosus keine Garantie für den reibungslosen Ablauf. Sollte es zu Streitigkeiten unter den Tieren kommen, muss man bereit sein, einzugreifen und sie zu separieren.
Nun zur Ausstattung des Terrariums: um dem Herkunftsgebiet Rechnung zu tragen, sollte man als Bodengrund eine Mischung aus Sand und Lehm (gibt es fertig gemischt im Fachhandel, man kann es aber auch für weniger Geld selber anmischen) verwenden, dieses wird angefeuchtet und dann ins Terrarium gefüllt (bevor die Skorpione eingesetzt werden, sollte der Bodengrund zum größten Teil durchgetrocknet sein, ein wenig Restfeuchte in den tieferen Schichten ist nicht weiter schlimm). Man sollte den Bodengrund nach hinten ansteigen lassen, so dass man auf eine Einfüllhöhe von mindestens 15-20cm kommt. Das gibt den Skorpionen die Möglichkeit, sich Höhlensysteme ähnlich denen in ihrem natürlichen Habitat anzulegen. Alternativ kann man auch lehmhaltige Garten- oder Walderde nutzen, die man mit etwas Sand vermengt.
Am besten gestaltet man den Bodengrund mit Erhebungen und Vertiefungen, dies erhöht die Lauffläche (und sieht für den Betrachter schöner aus). Wenn man eine strukturierte Rückwand ins Terrarium einbringt, erhöht das zusätzlich den möglichen Aktionsradius der Tiere. Gerade Männchen sind während der Ativitätsphasen oft an der Rückwand anzutreffen.
Zusätzlich sollte man Steine, Rindenstücke, Wurzeln oder auch Steinaufbauten (Achtung: diese sorgfältig gegen Einbrechen sichern) einbringen, die man zum Teil im Boden vergräbt, so dass die Skorpione sich unter bzw. zwischen diesen ihre Wohnhöhlen anlegen können.
Sobald für diese grundlegenden Dinge gesorgt ist, kann man für die Optik noch getrocknete Gräser, Sukkulenten und andere Pflanzen, die mit den Parametern zurechtkommen in das Terrarium setzen, der eigenen Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt. Im Terrarium bietet man den Tieren ein kleines Trinkgefäß (z.B. einen Flaschendeckel) an, den man alle 3-4 Wochen befüllt und dabei einen Teil des Terrariums leicht befeuchtet, um die LF zu steigern. Hierbei konnte ich beobachten, dass ausschließlich mein Weibchen den Flaschendeckel zum Trinken nutzt. Das Männchen deckt seinen Wasserbedarf stets an Tropfen, die sich beim Sprühen an Pflanzen und anderen Einrichtungsgegenständen gebildet haben.
Das Terrarium wird mittels Halogenspots beleuchtet und zugleich beheizt. Die Zieltemperaturen liegen um die 30°C, direkt unter den Spots können Temperaturen von bis zu über 40°C erreicht werden. In meinem 60x40x40-Terrarium heize ich mit einem 35W-Spot und einem 20W-Spot, so erreiche ich ein leichtes Temperaturgefälle und die Tiere können sich aussuchen, ob sie es eher wärmer oder kühler mögen. Erfahrungsgemäß halten sie sich größtenteils im wärmeren Bereich auf, dort haben sie auch ihre Höhlen angelegt.
Um den südafrikanischen Winter zu simulieren, werden ab ca. Oktober die Temperaturen langsam heruntergefahren, dies erreicht man durch eine verkürzte Beleuchtungsdauer. Ungefähr im November sollte man dann soweit sein, die Tiere bei Zimmertemperatur zu halten (will man dennoch Beleuchtung haben, kann man Leuchtstoffröhren mit niedrigen Wattzahlen verwenden, diese geben kaum Wärme ab). Ab März werden die Temperaturen schrittweise wieder gesteigert, bis man dann im April wieder bei normalen Temperaturen weiter hält. Hierzu muss erwähnt werden, dass der natürliche Lebensraum von P. villosus auf der Südhalbkugel liegt, d.h. der südafrikanische Winter fällt in unseren Sommer und umgekehrt.
Wenn man über die Möglichkeiten (z.B. kühler Kellerraum im Sommer) verfügt, kann man durchaus den natürlichen Jahreszeitenwechsel nachstellen. Ist dies nicht möglich, muss man versuchen, die Tiere an unseren Jahresrythmus zu gewöhnen.
Eine Winterruhe wirkt sich möglicherweise positiv auf die Lebenserwartung aus, auf die Paarungsbereitschaft der Tiere hat sie auf jeden Fall Einfluss. Unmittelbar nachdem die Temperaturen wieder ansteigen, zieht das Männchen durch das Terrarium und versucht wieder und wieder, das Weibchen zur „Promenade a deux“ zu bewegen. Dieses Verhalten legt sich nach ein paar Tagen wieder, danach probiert er sein Glück über das Jahr verteilt nur noch eher selten (zumindest, wenn man das Pärchen ganzjährig zusammenhält). Davon abgesehen ist die Winterruhe eine weitere Möglichkeit, die Skorpione so „naturgetreu“ wie möglich zu halten.

Zur Fütterung: Adulte Parabuthus villosus erbeuten jedes Futtertier, dass sie überwältigen können. Man kann sie mit adulten Heimchen, Grillen, Heuschrecken und auch verschiedenen Schaben (ich selbst gebe Blaptica dubia) füttern. Die Fütterung sollte alle 2-4 Wochen stattfinden, das reicht aus. Adulte Männchen essen oftmals auch seltener, während Weibchen meist sehr gierig auf Futtertiere losgehen, vor allem wenn sie trächtig sind.

0.1 erbeutet eine Schabe.

Die Beute wird mit den Chelae gepackt und dann ein- oder mehrmals gestochen. Sobald das Opfer überwältigt ist, wird es meist in die Höhle oder eine ruhige Ecke getragen, wo es dann gefressen wird.

Verpaarung, Aufzucht der Nachzuchten

Die Verpaarung der schwarzen Farbmorphe von P. villosus gestaltet sich im Normalfall recht unkompliziert. Setzt man ein adultes Pärchen (Männchen sind im 7. Instar adult und damit geschlechtsreif, Weibchen im 8. Instar) zusammen, beginnt meist nach kurzer Zeit der Paarungstanz, bei dem das Männchen das Weibchen durch das Terrarium zieht, während es einen geeigneten Platz sucht, um seine Spermatophore zu platzieren und diese dem Weibchen einzuführen. Der Vorgang kann eine ganze Weile in Anspruch nehmen.

Video-Link: Ein Pärchen der schwarzen Farbmorphe von P.villosus beim Paarungstanz

Mit fortschreitender Trächtigkeit wird das Weibchen immer dicker. Das die Geburt nur noch einige Wochen entfernt liegt erkennt man daran, dass die Pleuralmembran des Weibchens einen rötlichen Farbglanz annimmt.

0.1 mit deutlich rötlicher Pleuralmembran

Sollte man die Tiere gemeinsam halten, ist es nun langsam an der Zeit, das Weibchen zu separieren und in ein übersichtlich gestaltetes Wurfbecken umzusiedeln.
Nach insgesamt ungefähr einem Jahr Tragzeit kommt es zur Geburt der Jungtiere, Angaben über die Wurfgröße schwanken zwischen 60 und 120 Tieren.

Nach ungefähr einem Jahr kommt es zur Geburt der Jungtiere, Angaben über die Wurfgröße schwanken zwischen 60 und 120 Tieren. Bisher (März 2011) hat mein Weibchen mir zwei Würfe beschert. Beim ersten Wurf (Verpaarung: 12.9.2008 Wurf: 14.8.2009) kamen 70 Jungskorpione zur Welt, beim Darauffolgenden (Verpaarung: 1.9.2009 Wurf: 9.7.2010) waren es 63. In beiden Würfen war ein deutlicher Überschuss an männlichen Tieren zu verzeichnen.

Die Häutung ins Instar 2 erfolgt noch auf dem Rücken der Mutter.

Die ersten Lebenstage verbringen die Jungen auf dem Rücken der Mutter, nach etwa 1-2 Wochen häuten sie sich dort ins zweite Instar und erreichen damit die Selbständigkeit. Die ersten Tage nach der Häutung entfernen sie sich trotzdem noch nicht sehr weit vom Muttertier und kehren auch immer wieder auf den Rücken zurück. Nun kann man der Mutter bereits Futter reichen, welches meist gierig angenommen wird.
Mit der Zeit werden die Erkundungsgänge immer länger und der mütterliche Rücken wird immer seltener aufgesucht, wenn überhaupt. Spätestens jetzt kann man die Mutter von ihrem Wurf trennen und zurück in ihr eigentliches Zuhause setzen. Hält man ein Pärchen zusammen, sollte man das weibliche Tier gut anfüttern, bevor man es zurück zum Männchen setzt, um Aggressionen vorzubeugen.

Die Aufzucht der Jungtiere führe ich bei Temperaturen zwischen 28 und 32°C durch. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, dass Parabuthus spp. „kannibalistische Monster“ sind, ziehe ich einen Teil der Jungtiere in Gruppen auf. Mit genügend Verstecken und Futter kommt es nur äußerst selten zu Zwischenfällen (ca. vier Fälle von Kannibalismus beim ersten Wurf)
Da Jungtiere schnell dehydrieren, wird alle 2-4 Tage eine Ecke der Aufzuchtbehälter angefeuchtet (man kann auch Trinkschalen benutzen, diese aber mit Watte oder Kieselsteinen füllen, damit die Kleinen nicht ertrinken können).
Als Futter gebe ich kleine Steppengrillen oder frisch geschlüpfte B. dubia, gefüttert wird 2-3mal die Woche. Um Kannibalismus in der Gruppenhaltung vorzubeugen, füttere ich dort etwas mehr als in der Einzelhaltung, ausserdem biete ich viele Versteckmöglichkeiten an, damit die Tiere sich leichter aus dem Weg gehen können.

Ab dem vierten Instar reiche ich allmählich weniger Futter und Wasser. Ab dem sechsten Instar halte ich die Nachzuchten unter den selben Bedingungen wie adulte Tiere. Das Adultstadium erreichen die Tiere unter oben genannten Bedingungen nach etwa anderthalb Jahren. Nach etwa 11 Monaten war das erste Männchen aus meinem ersten Wurf adult. Damit war es nicht nur schneller als der Rest des Wurfes, es hatte in Hinsicht auf die Endgröße sogar seinen Vater übertroffen.

Verhalten und Giftigkeit

Über das Verhalten der schwarzen Farbmorphe von P. villosus lassen sich nur schwerlich allgemeine Aussagen treffen.
Meine Tiere sind durchweg ruhige Zeitgenossen; wenn ich gezwungen bin, im Terrarium zu hantieren (z.B. defekte Spots auswechseln), treten sie sofort und zügig den Rückzug an. Als ich das Weibchen vor dem ersten Wurf separiert habe, kam keinerlei Aggression ihrerseits auf. Sie hat sich lediglich immer weiter zurückgezogen. Den zweiten Wurf habe ich verpasst und musste das Weibchen daher samt Jungtieren auf dem Rücken aus dem großen Becken in ein Wurfbecken umsetzen. Auch hier hat sie alles duldsam über sich ergehen lassen. Die Jungtiere, die beim Umsetzen vom Rücken gefallen sind, habe ich mit einem Löffel vorsichtig eingesammelt und um das Muttertier gelegt. Innerhalb weniger Minuten hat sie begonnen, vorsichtig ein Jungtier nach dem anderen wieder auf ihren Rücken zu leiten.
Wenn es um Futtertiere geht, sieht das Ganze nochmal anders aus. Meine P. villosus sind teilweise aktive Jäger, sie verfolgen ihre Beute durch das ganze Terrarium und erlegen sie meist auf eindrucksvoll rücksichtslose Art und Weise.
Natürlich kann es aber auch vorkommen, dass man an ein offensiveres Exemplar dieser Spezies gelangt.
Eine Besonderheit im Verhalten von P. villosus ist, dass sie zu den wenigen Skorpionen zählen, die auch am Tag aktiv sind (HARINGTON 1981). Man kann sie immer mal wieder tagsüber (meist in den späten Nachmittags- bzw. frühen Abendstunden) beobachten, wie sie auf der Suche nach Futter das Terrarium durchstreifen.
Auch sonst ist P. villosus ein eher aktiver Skorpion, den man des öfteren auch außerhalb seiner Verstecke antreffen kann.
Das soziale Verhalten habe ich ja bereits angeschnitten, aus eigenen Erfahrungen kann ich sagen, das ein Pärchen dieser Art wunderbar harmonieren kann, meine zwei Tiere teilen sich sogar meistens eine Höhle, Aggressionen untereinander konnte ich nie beobachten. Einmal haben sie sogar zusammen an einer erbeuteten Schabe gefressen.
Parabuthus villosus gehört zu den medizinisch bedeutsamen Skorpionen, seine Stiche können über starke Schmerzen bis hin zu zentralnervöser und kardialer Symptomatik einiges Unheil anrichten (MAHSBERG et al. 1999). Sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem Stichunfall kommen, ist es dringend anzuraten, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. P. villosus zählt in Südafrika zu den gefährlichsten Skorpionen überhaupt.
Neben dem relativ starken Gift dieser Art wird ein Stich dadurch gefährlich, dass die Tiere bei einem Stich große Mengen an Gift abgeben können.
Eine weitere Besonderheit ist, dass P. villosus sein Gift verspritzen kann. Aufgrund des schlechten Sehvermögens der Skorpione kann er das Gift jedoch wohl nicht, wie manchmal behauptet, gezielt in die Augen seines gegenüber spritzen, er ist aber durchaus in der Lage, in Richtung der Bedrohung zu spritzen. Gerät das Gift in die Augen, löst es starkes Brennen aus sollte schnellstmöglich ausgewaschen werden, um Folgeschäden zu vermeiden.
Wenn man mit diesen Tieren umgeht, ist also höchste Vorsicht geboten. Man sollte stets mit langen Pinzetten arbeiten und eventuell sogar eine Schutzbrille tragen. Der Umgang mit den Tieren sollte auf ein Minimum beschränkt werden, um Zwischenfällen vorzubeugen.
In manchen Bundesländern ist die Haltung von Parabuthus villosus untersagt oder unterliegt gewissen gesetzlichen Bestimmungen, daher sollte man sich vor der Anschaffung eines oder mehrerer Tiere über die Gesetzeslage informieren.

Zu den anderen Morphen

Derzeit sind im Hobbybereich noch zwei weitere Farbmorphen von Parabuthus villosus zu finden:
Die „typical“ bzw. „nominat“-Morphe (manchmal fälschlicherweise auch als „yellow“ bezeichnet) sowie die „oranje“-Morph.
Es handelt sich bei all diesen Morphen um verschiedene Lokalformen der Art, nicht um gezielte Farbzüchtungen, wie es. z.B. bei manchen Schlangen gang und gebe ist. Neben der unterschiedlichen Färbung weisen die verschiedenen Morphe noch andere Unterschiede auf: die „typical“- und „oranje“-Tiere mögen es etwas feuchter als die schwarze Morphe, gerade bei der Aufzucht reagieren sie anfälliger auf Trockenheit. Zu hohe Temperaturen bekommen ihnen auch weniger. Insgesamt lässt sich sagen, dass die schwarze Farbmorphe am robustesten ist und am ehesten Haltungsfehler verzeiht.
Zudem sind die Morphen vom Wesen her sehr unterschiedlich. Während die schwarzen Tiere, wie oben erwähnt, im Normalfall sehr ruhige Tiere sind, sind „typical“- und „oranje“-Exemplare wesentlich nervöser. Meine „typical“-Tiere reagieren bereits auf nächtliche Kontrollgänge mit der Taschenlampe mit nervösem Umherlaufen. Wenn ich an ihren Behältnissen zu schaffen habe, ist es fast schon garantiert, dass sie anfangen zu stridulieren. Eines der Tiere ist sogar so weit gegangen, beim Umsetzen sein Gift zu verspritzen, wenn auch nur etwa 10cm weit. Die „oranje“-Morphe halte ich persönlich nicht, aber aus Gesprächen mit anderen Haltern habe ich entnommen, dass auch diese Tiere eher nervös und leicht reizbar sind, wobei Männchen hier wohl meist etwas ruhiger sind als Weibchen.

Persönlicher Kommentar

Trotz ihrer Giftigkeit ist die schwarze Farbmorphe von Parabuthus villosus ein sehr reizvoller Terrarienpflegling.
Durch seine tiefschwarze Farbe mit rötlichen Chelae und seiner imposanten Größe und Statur ist er ein wunderschönes Tier, und wenn sich das Licht in seiner kupferroten Behaarung fängt und diese feurig leuchtet, schmelze ich jedes Mal aufs Neue dahin. Die anderen Farbmorphen sind auch schöne Tiere, aber die schwarze Morphe punktet (für mich) zusätzlich noch mit ihrem ruhigen Wesen.
Seine im Gegensatz zu vielen anderen Skorpionen immense Aktivität erhöht den Reiz noch zusätzlich. In der Pärchenhaltung kann man dann auch wunderbar das Verhalten der Tiere zueinander beobachten und dabei immer wieder interessante, absurde oder lustige Situationen erleben.
Für mich handelt es sich bei diesen Tieren ganz klar um meine persönlichen Favoriten in der Skorpionhaltung, doch auch bei aller Faszination sollte man stets das potenziell hochgefährliche Gift dieser Art im Hinterkopf behalten.

Adultes Männchen der schwarzen Farbmorphe von P. villosus.

Quellenangaben

-The Journal of Arachnology 10 :8 5; DIURNALISM IN PARABUTHUS VILLOSUS (PETERS)
-The Journal of Arachnology 32:109–186; THE SYSTEMATICS OF SOUTHERN AFRICAN PARABUTHUS, POCOCK (SCORPIONES, BUTHIDAE): REVISIONS TO THE TAXONOMY AND KEY TO THE SPECIES (Prendini)
-Skorpione; Mahsberg et al.
-Scorpions of Southern Africa; Jonathan Leeming
-Gespräche mit anderen Haltern
-Eigene Erfahrungen

H. Wehner, authored 2009